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"Die Welt des Schönen" Eine hundertjährige Verlagsgeschichte in Deutschland: Die Blauen Bücher 1902 - 2002
Klempert, Gabriele, (mit einer Bibliografie 1902-2002). 252 S., 268 s/w-Abb., 21 x 14,8 cm, Paperback
ISBN 3-7845-3570-4, 19.80 EUR
vergriffen (Neuauflage geplant, Termin unbestimmt)

Gabriele Klempert nähert sich ihrem Thema in erzählerischer Haltung: sie ist gleichermaßen an den Motiven der handelnden Personen interessiert wie an der Komik und auch Tragik der vorgefundenen Situationen. Ihr unverwechselbarer Schreibstil findet dabei stets das Gleichgewicht zwischen ihrem politischen Bewusstsein und menschlicher Wärme gegenüber den verantwortlichen Personen.
Die Autorin befasst sich mit Herkunft und Zielen des Verlagsgründers Karl Robert Langewiesche, als die erstaunliche Popularität der „Blauen Bücher" begann. Sie will aber auch aufdecken, auf welche Weise der Verleger und seine Autoren den Nationalsozialismus gefördert haben könnten und welche Wege von den Nachfolgern Langewiesches nach den Erfahrungen im „Dritten Reich" beschritten wurden.
Klempert stützt sich auf mehrere wissenschaftliche Arbeiten und zahlreiche Dokumente aus dem Verlagsarchiv, das in großer Vollständigkeit erhalten ist und von etlichen Wissenschaftlern genutzt wurde. Wichtige Beispiele der Kulturvermittlung und auch der Wissenschaftsgeschichte des 20. Jh. konnte sie dadurch in ihre Erzählung einbinden.
Neben umfangreichen Materialien zur Verlagsgeschichte, illustriert mit 268 Abbildungen, bietet der Band auch eine Bibliographie der von 1902 bis 2002 bei Langewiesche erschienenen Publikationen, was besonders Sammler begrüßen werden.
Gestartet war Langewiesche zunächst weltoffen mit Bänden deutscher und ausländischer Autoren, die Lebenshilfe bieten und zur geistigen wie materiellen „Gesundung des Volkes" beitragen sollten mit im sozial- und lebensreformerischen Sinn „auf das Wesentliche konzentrierten" Derivaten. Das gleiche Ziel verfolgte Langewiesche auch mit der Bildband-Serie „Die Welt des Schönen", die er 1907 begann.
Doch trotz der millionenfachen Verbreitung der Blauen Bücher und später auch der Reihe „Der Eiserne Hammer" ging sein Wunsch nicht in Erfüllung, die „breiten Massen" zu erreichen. Dafür erreichte er das Bildungsbürgertum, und dies umso mehr, nachdem der Kunstgeschichtsprofessor Wilhelm Pinder ihn 1910 davon überzeugt hatte, nun ein „guter Deutscher" werden zu sollen. Seitdem verfolgte Langewiesche verstärkt eine nationalistische und nach 1918 auch revanchistische Linie. Diese Linie wurde, kaum gebrochen, bis Ende der 1950er Jahre durchgehalten, auch wenn Karl Robert Langewiesche (†1931) ab Mitte der 1920er Jahre durchaus Themen der Zeit aufgriff und sich der „Moderne" näherte. Seine Witwe Stefanie (†1956) und sein späterer Nachfolger Hans Köster (Mitarbeiter ab 1927, †1996) lieferten den Nationalsozialisten dienliche Bücher und milderten die Deutschtümelei bis 1956 nur unwesentlich. Erst nach der documenta von 1955 fand Hans Köster wieder zu einem Themenspektrum, das international angelegt war und den Bildungsansprüchen einer offenen demokratischen Gesellschaft entsprach.

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