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König der Könige - Der Bamberger Reiter in neuer Interpretation
Möhring, Hannes, 64 S., 46 Abbildungen, davon 17 farbig. 24,5 x 17 cm, Paperback
ISBN 3-7845-2141-X, 9.80 EUR

Wen sollte der Bamberger Reiter darstellen? Ist mit der berühmtesten Skulptur im Bamberger Dom, geschaffen vor ungefähr 770 Jahren im Zeitalter der Kreuzzüge – seit über 100 Jahren Thema in der Kunstgeschichte und schon vor 1933 von Nationalisten missbraucht –, überhaupt eine historische Person gemeint, etwa der 1080 heiliggesprochene Ungarnkönig Stephan?

Der Mittelalterhistoriker Dr. Dr. Hannes Möhring, Privatdozent an der Universität Bayreuth und Träger des Stauferpreises 2000, ist durch Veröffentlichungen zur Geschichte der Kreuzzüge und zur Bedeutung mittelalterlicher Endzeit-Erwartungen bekannt. Vor dem Hintergrund biblischer Aussagen und ihrer Rezeption im Mittelalter bietet er eine neue Deutung des Bamberger Reiters.

Unter der Regierung Kaiser Friedrichs II. zu einer Zeit entstanden, als man in Europa den baldigen Zusammenbruch der Macht des Islam und das Ende der Welt erwartete, sei mit dem waffenlosen Reiter der "König der Könige" aus der Offenbarung des Johannes gemeint. Als Darstellung des wiederkehrenden Messias habe er daran erinnern sollen, dass am Ende das Christentum siegen werde, allerdings weniger durch blutige Kreuzzüge als durch die Predigt von Gottes Wort.

Nach der Entfaltung seiner These setzt Möhring auch andere Figuren des Bamberger Domes (darunter Ecclesia und Synagoge, Maria und die sog. Elisabeth, die Märtyrer Dionysius und Stephan, den lachenden Engel und den Posaunenengel) in Beziehung zum Reiter. Sodann diskutiert er die zahlreichen Versuche von Kunsthistorikern, den Reiter zu identifizieren, und geht dabei unter anderem der Frage nach, ob der Reiter nicht nur als Darstellung des Messias, sondern zugleich auch als Kryptoporträt Friedrichs II. konzipiert sein könnte, weil Friedrich von einigen seiner Zeitgenossen mit dem Messias verglichen worden ist.
Abschließend lässt Möhring uns teilhaben an den Endzeit-Erwartungen im 12. und 13. Jahrhundert, den damals gehegten Hoffnungen der europäischen Christen auf den Zusammenbruch des Islam und an ihren Auseinandersetzungen über den Sinn von Kreuzzügen bzw. die Tötung von Glaubensfeinden. Dies erinnert an Diskussionen heutiger Friedensbewegungen ...
Nicht nur wegen der heute wieder als bedrohlich empfundenen Macht des Islam ein durchaus aktuelles Buch!

Im SPECULUM vom Juli 2006, p. 894f., schreibt Joan A. Holladay, Univ. of Texas, am Schluss ihrer positiven Rezension: "... there is much to be said for Möhring's thesis with regard to the Rider ..."

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