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Der Alte Botanische Garten in Marburg
Becker, Horst, mit Beiträgen v. Reinhold Huckriede und Herbert Zucchi; Hrsg. v. Arbeitskreis Dörfliche Kultur e.V., Marburg, 62 S., 95 Abb., davon 52 farbig, 25x17 cm, Paperback
ISBN 3-7845-0855-3, 10.00 EUR

Der Alte Botanische Garten Marburg steht seit Jahren als «Kulturdenkmal» unter Denkmal- und Natur-Schutz. 1811 gegründet, ist er einer der ältesten botanischen Gärten Deutschlands. Eigentümer ist nach wie vor die Philipps-Universität Marburg, die in den 1970er Jahren auf den Marburger Lahnbergen einen Neuen Botanischen Garten angelegt hat.
Heute ist der Garten immer noch für Forschung und Lehre nutzbar und zudem von der Marburger Bevölkerung geliebt. Seine Bäume und Sträucher entfalten nicht nur Pracht, sie enthalten auch pharmazeutisch wertvolle Inhaltsstoffe und sind von großer Bedeutung für das Marburger Kleinklima sowie für die Ökologie der Stadt.

Die Einmaligkeit dieser Anlage beruht auf der Verknüpfung eines »Wissenschaftsgartens« mit der »englischen Gartenkunst«.
Die Bedeutung des Alten Botanischen Gartens Marburg als Kulturdenkmal liegt darin, daß er noch heute wichtige Spuren seiner Geschichte zeigt. Diese Geschichte betrifft sowohl das Gebiet der Kunstgeschichte - so die Geschichte der Gartenkunst - als auch die Geschichte der Naturwissenschaften.
Prof. Wenderoth, der Gründungs-Direktor (1811-1861), gliederte den Garten im Sinne der «klassifikatorischen» Epoche der Naturwissenschaften in der Nachfolge Carls von Linné und auf der Basis der für seine Zeit typischen «Naturgeschichte»und unter Aspekten der «Pflanzengeographie» Alexanders von Humboldt. Seine gärtnerische Gestaltung war inspiriert vom Leitbild des «unregelmäßigen englischen Landschaftsgartens», das Bassin in der Mitte ist ein Relikt der formalen Gartenkunst.
Prof. Wigand, der zweite Direktor (1862-1886), reflektierte mit der Um-Organisation des Gartens im Zeitalter Darwins und Haeckels die «evolutorische Morphologie» blieb aber ein beschreibender «Naturgeschichtler». Dabei folgte er der Schule des preußischen Gartenarchitekten Peter Joseph Lenné. Der Garten füllte sich unter Wigand mit zahlreichen Exoten in einer getrennten Abteilung.
Mit Wigands Nachfolgern Goebel (1886-1891), der bald die Leitung des Botanischen Gartens in München übernahm, und Meyer (1891-1921) rückten Interessen der Pharmazie in den Vordergrund, gleichzeitig wurden Sammlungs-Schwerpunkte bei den morphologischen Seltenheiten gesetzt, aber erhaltende Maßnahmen nicht vergessen. Indem beide die experimentelle Labor-Botanik ausbauten, wiesen sie aber auch auf neue, wiederum zeittypische Fragen voraus, etwa auf jene nach einer «Entwicklungsmechanik» (Wilhelm Roux) oder auf solche des Funktionalismus bis hin zur Gentechnik.
Heute braucht der Alte Botanische Garten Marburg Hilfe für die erhaltende und regenerative Pflege seiner alten Bäume. Zwei Vereine sammeln Gelder für die Pflege des Gartens.
Das Buch schildert die fast 200jährige Entwicklung dieses «Wissenschaftsgartens», in welchem noch heute neben rund 300 Großgehölzen zahlreiche Ziergehölze aus allen Erdteilen zu finden sind. Ausführlich beschreibt es die wechselnden Sammlungsschwerpunkte und im Rahmen einer Bestandsanalyse besonders die Raritäten. Es bietet ferner eine Zusammenfassung der bereits geleisteten Vorarbeiten zu einem «Parkpflegewerk». Zwei Beiträge zeigen Aspekte des interdisziplinären wissenschaftlichen Nutzens des Gartens, nämlich für Paläontologie und Ornithologie.95 Bilder führen Schönheit und Schutzwürdigkeit des Alten Botanischen Gartens Marburg vor Augen.

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